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Neuer Feldgeschworener vereidigt: Richard Schinner übernimmt eines der ältesten Ehrenämter Bayerns

Die Stadt Kemnath hat einen neuen Feldgeschworenen. Richard Schinner aus Rosenbühl wurde vom Stadtrat bestellt und nun im Kemnather Rathaus von Bürgermeister Roman Schäffler vereidigt. Er tritt damit eines der ältesten kommunalen Ehrenämter an, die es in Bayern gibt. 

Das Amt des Feldgeschworenen hat eine jahrhundertelange Tradition. Seit dem Mittelalter bis in die heutige Zeit haben die „Siebener“, wie sie im Volksmund genannt werden, eine wichtige Rolle bei der Erstellung und Bewahrung von Grundstücksgrenzen inne. Bürgermeister Roman Schäffler dankte Richard Schinner für die Übernahme dieses wichtigen Ehrenamtes. Die Bereitschaft dazu sei alles andere als selbstverständlich.

Das sind die Aufgaben der Feldgeschworenen

Der Aufgabenbereich der Feldgeschworenen umfasst die Mitwirkung bei verschiedenen Tätigkeiten rund um die Vermessung, Abmarkung und Überwachung von Flurstücksgrenzen. Hauptaufgabe ist das Setzen und Entfernen von Grenzsteinen bei behördlichen Vermessungen. Sie sind damit wichtige Partner und Helfer der Vermessungsbeamten. Darüber hinaus überprüfen die Feldgeschworenen den Zustand von Grenzzeichen und überwachen deren Erhaltung und damit die Einhaltung von Grenzen, insbesondere von Gemeindegrenzen. Stellen sie dabei Mängel fest, teilen sie das dem Grundstückseigentümer oder der Gemeinde mit. Das Auswechseln, Sichern, Höher- und Tiefersetzen von Grenzzeichen kann von den Feldgeschworenen selbstständig ausgeführt werden, sofern dies von einem Beteiligten beantragt wird. Außerdem dürfen sie Grenzzeichen suchen und aufdecken, falls diese nicht mehr sichtbar sind. Aufrichten und wiedereinbringen dürfen sie Grenzzeichen allerdings nur, wenn deren Lage zentimetergenau feststeht.

So wird man Feldgeschworener

Jede Kommune sollte eine bestimmte Anzahl an Feldgeschworenen haben, sodass sichergestellt ist, dass bei Bedarf jemand verfügbar ist. Der traditionelle Richtwert ist die Anzahl von 7, daher auch der Begriff „Siebener“. Da sie in früheren Zeiten auch als Schlichter bei Unstimmigkeiten fungierten, sollte durch die ungerade Zahl soll bei Unstimmigkeiten immer ein Ergebnis herbeigeführt werden können.

Je nach Größe des Ortes kann diese Zahl heute aber aufgestockt werden, da dann auch das Arbeitsaufkommen deutlich höher ist. Die Stadt Kemnath hat insgesamt 17 Feldgeschworene, die Gemeinde Kastl die traditionellen 7. Vor einiger Zeit hat die Stadt Kemnath einen Aufruf an mögliche Bewerber veröffentlicht, um auch auf längere Sicht genügend Feldgeschworene zu haben. Richard Schinner reichte daraufhin seine Bewerbung bei der Stadt ein. Die Bewerbung wurde dann zunächst durch die Verwaltung geprüft und schließlich dem Stadtrat als Vorschlag zum Beschluss vorgelegt. Dieser erteilte seine Zustimmung und bestellte Richard Schinner damit zum Feldgeschworenen. Nach der Bestellung wird jeder neue Feldgeschworene durch die Ablegung der folgenden Eidesformel vom ersten Bürgermeister vereidigt: „Ich schwöre Treue dem Grundgesetz für die Bundesrepublik Deutschland und der Verfassung des Freistaates Bayern, Gehorsam den Gesetzen, gewissenhafte und unparteiische Erfüllung meiner Amtspflichten, Verschwiegenheit und zeitlebens Bewahrung des Siebenergeheimnisses, so wahr mir Gott helfe.“ Bestellt werden Feldgeschworene auf Lebenszeit, können aber aus wichtigen Gründen (z. B. gesundheitlichen) ihr Amt niederlegen. Im Idealfall gibt es Feldgeschworene aus allen Ortsteilen.

Wer kann Feldgeschworener werden? 

Martin Graser, Leiter des Ordnungsamtes der Verwaltungsgemeinschaft Kemnath, erklärt, welche Voraussetzungen ein Feldgeschworener erfüllen muss: „Zum einen sollte er aus dem Gemeindegebiet stammen und sich in der Stadt beziehungsweise im Wald und in der Flur gut auskennen.“ Besonders geeignet sind daher alteingesessene Bewohner, die oft jeden Winkel ihrer Heimat genau kennen. Ebenfalls müssen sie körperlich und gesundheitlich zur Ausübung des Amtes in der Lage sein. Doch auch die persönlichen Eigenschaften spielen eine wichtige Rolle. „Ein Feldgeschworener muss einen ausgezeichneten Leumund haben. Er muss unparteiisch und zuverlässig sein und darf seine Position nicht nutzen, um jemandem Vor- oder Nachteile zu verschaffen. Unerlässlich ist aber vor allem die absolute Verschwiegenheit, insbesondere was das „Siebenergeheimnis“ betrifft.

Der Mythos des „Siebenergeheimnisses“

Früher war das „Siebenergeheimnis“ das entscheidende Mittel der Feldgeschworenen, um Betrug bei Grenzverläufen aufzudecken. Heute sind alle Grenzpunkte mittels GPS exakt beim Vermessungsamt hinterlegt – die lebenslange Wahrung des „Siebenergeheimnisses“ ist dennoch Teil der Eidesformel geblieben. Vor der Digitalisierung der Vermessung markierten die Feldgeschworenen die Lage von Grenzpunkten mit geheimen Zeichen. Diese Zeichen sind aus beständigem Material gefertigt (z.B. Glas, Ton, Metall), besonders geformt und beschriftet und wurden in der Nähe des Grenzsteins hinterlegt.

Die Position und Anordnung der Zeichen kennzeichneten den Grenzpunkt. Wie die Zeichen genau aussehen und wie sie angeordnet werden, wussten allein die Feldgeschworenen. So sollte sichergestellt werden, dass Grenzsteine im Nachhinein nicht einfach versetzt und die Grenzen auf diese Weise verschoben werden. Wenn also der Verdacht bestand, dass Grenzsteine unrechtmäßig versetzt wurden, konnte das der Feldgeschworene mit Hilfe der geheimen Zeichen eindeutig feststellen. Seit 2016 ist das bayerische Feldgeschworenenwesen sogar in die Liste des Immateriellen Kulturerbes in Deutschland aufgenommen.

Wer sich für das Amt des Feldgeschworenen der Stadt Kemnath interessiert oder sich bewerben möchte, kann sich an die Verwaltungsgemeinschaft Kemnath, Herrn Martin Graser per E-Mail an martin.graser@kemnath de oder telefonisch unter 09642/707-720 wenden.